Reichstagswahl 1887

1884Wahl zum 7. Deutschen Reichstag 18871890
(Gesamtstimmenanteile in Prozent)
 %
30
20
10
0
22,2
20,1
15,2
12,9
10,1
9,8
6,2
1,5
1,2
0,8
Minder­heiteng
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1884
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
+4,6
−2,5
± 0,0
−4,7
+0,4
+2,9
−0,6
−0,2
−0,5
+0,6
Minder­heiteng
Sonst.
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
g Elsaß-Lothringer (3,1 %), Polen (2,9 %), Dänen (0,2 %)
          
Insgesamt 397 Sitze
Die Ergebnisse der Reichstagswahl nach Wahlkreisen. Die Nummerierung der Wahlkreise entspricht der der Tabelle.

Die Reichstagswahl 1887 war die Wahl zum 7. Deutschen Reichstag. Sie fand am 21. Februar 1887 statt.

Die Wahlbeteiligung lag bei knapp über 77 % und damit deutlich über der aller vorigen Reichstagswahlen. Erst bei der Reichstagswahl 1907 wurde eine noch höhere Wahlbeteiligung erreicht.

Die Wahl fand statt, nachdem Bundesrat und Kaiser den Reichstag am 14. Januar 1887 aufgelöst hatten. Grund war die Ablehnung der Heeresvorlage der Regierung Otto von Bismarcks im Reichstag. Mit dieser sollte das alte Heeresgesetz von 1881, das im kommenden Jahr ausgelaufen wäre, ersetzt werden. Dabei sollte das Heer in Friedenszeiten um rund 10 % auf 468.000 Mann aufgestockt werden. Diese Regelung, die mit außenpolitischen Spannungen (Boulangismus in Frankreich) begründet wurde, sollte wieder für sieben Jahre (Septennat) gültig bleiben. Nicht der Inhalt, aber diese lange Gültigkeitsdauer stieß auf Widerstand. Kompromissvorschläge des Zentrums schlug Bismarck aus, er erhoffte sich von der Neuwahl eine stabile konservativ-nationalliberale Mehrheit. Dazu mag auch seine Sorge beigetragen haben, dass sein Einfluss unter dem möglicherweise liberaleren Thronfolger Friedrich Wilhelm – Kaiser Wilhelm I. war 90 Jahre alt – bei einer liberalen Reichstagsmehrheit schwinden würde.

Noch am Tag der Auflösung schlossen die Deutschkonservative Partei, die Deutsche Reichspartei und die Nationalliberale Partei ein Wahlbündnis zur gegenseitigen Unterstützung aussichtsreicher Kandidaten. Alle drei sogenannten Kartellparteien unterstützten Bismarcks Position. Dieser machte den Streit um die Heeresvorlage im Wahlkampf zur Grundsatzfrage, ob das deutsche Heer ein „Parlamentsheer“ oder ein „kaiserliches Heer“ sein sollte. Die Bevölkerung folgte offenbar Bismarck: die Kartellparteien errangen einen überragenden Sieg, Linksliberale und Sozialdemokraten wurden geschwächt. Am 11. März 1887 stimmte der neue „Kartellreichstag“ dem Septennat zu.

Zum ersten Mal zog mit Otto Böckel ein Abgeordneter in den Reichstag ein, der sich selbst primär als Antisemit bezeichnete.


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